Traditionsreicher Wettbewerb seit mehr als 80 Jahren

Eine Woche eher: Gildenmeisterschießen auf dem Schießstand am kommenden Sonntag, 26. Mai

Bild LAGE.GUTSCHEIN Einkaufsgutschein Stadt Lage

Lage. Das traditionelle Gildenmeisterschießen findet normalerweise zwei Wochen vor dem großen Volksschützenfest statt, das in diesem Jahr vom 14. bis 17. Juni 2019 gefeiert wird. Wäre der Vorstand der Schützengilde der klassischen „Zwei-Wochen-Regel“ gefolgt, hätte der Schießwettbewerb um die Gildenmeisterkette am Sonntag, 2. Juni, ausgetragen werden müssen. Also am Ende eines sogenannten „Brückentag-Wochen­endes“, denn der dem Sonntag (2. Juni) vorausgehende Donnerstag (30. Mai) ist der Feiertag Christi Himmelfahrt. Das Ende eines „langen Wochenendes“ schied aber aus als Termin des Gildenmeisterschießens. Der Wettbewerbszeitpunkt wurde um eine Woche vorgezogen. Folglich trägt die Schützengilde der Stadt Lage das Gildenmeisterschießen auf ihrem Schießstand bereits am kommenden Sonntag, 26. Mai, aus.
Der Gildenmeister-Wettbewerb wird die Frage nach dem tagesbesten Schützen bzw. der treffsichersten Schützin beantworten. Während der Morgenfeier am Schützenfestsamstag, 15. Juni, wird der Sieger bzw. wird die Siegerin des Gildenmeisterschießens von Oberst Michael Krügermeyer-Kalthoff mit der Gildenmeisterkette ausgezeichnet.
Das Schießen findet am 26. Mai durchgehend statt: von 10 bis 18 Uhr. Eingeladen dazu sind alle Mitglieder - also Männer und Frauen - der drei Kompanien, um im fairen Wettstreit den Tagessieger zu ermitteln. Außerdem wird die Kompanie mit dem besten Durchschnittsergebnis vom Oberst mit dem begehrten Wanderpokal ausgezeichnet.
Jeder Wettbewerbsteilnehmer gibt zuerst drei Probeschüsse und danach fünf Wertungsschüsse auf eine Zehnerscheibe (Kleinkaliber aufgelegt, Schussdistanz 50 Meter) ab. Die Ringsumme der fünf Schüsse bildet das Schießergebnis. Zu einem Stechen kommt es, wenn die Summe aller fünf Schüsse der zwei (oder mehr) besten Schützen identisch ist. Die Auswertungs-Software der Meyton-Anlage addiert die einzelnen Schießergebnisse in Echtzeit, so dass Bataillonsschießoffizier Rainer Ottemeier dem Oberst und dem Major das Ergebnis des Gildenmeisterschießens quasi sofort nach dem letzten Schuss mitteilen kann.
Die auswertende Software ermöglicht es zudem, die erzielten Schießergebnisse und sogar die individuellen Trefferbilder der Schützen unmittelbar mittels Liveview auf einen Bildschirm zu übertragen.
Beim Gildenmeisterschießen 2009 (14. Juni) feierte dieses Public Viewing seine Premiere und fand sehr viel Anklang. Das lag möglicherweise auch daran, dass die Meyton-Anlage erst kurz zuvor in Betrieb genommen worden war. Was damals noch neu und spannend war, ist mittlerweile ein „Alltagsgeschäft“ geworden.

Kompanie-Wertung
Der parallel zum Gildenmeisterschießen ausgetragene Kompanie-Vergleich wird seit 1976 gewertet nach dem bis heute gültigen Modus, bei dem 15 Prozent der jeweiligen Kompaniestärke in die Wertung gelangen. Ein Beispiel: Von einer 200 Mitglieder starken Kompanie werden 30 Wettbewerbsteilnehmende für den Kompanievergleich gewertet.
Würde eine Kompanie 100 Mitglieder zählen, kämen 15 in die Wertung. Aufgrund dieser Bewertungsregel ist es für die einzelnen Kompanien von Vorteil, dass möglichst viele Mitglieder am Wettstreit teilnehmen. Je höher die Zahl der Teilnehmenden ist, desto mehr durchschnittliche bzw. unterdurchschnittliche Schießergebnisse können gestrichen werden.

Geschichtliche Wurzeln
Der Gildenmeister bzw. die Gildenmeisterin wird mit einer Kette geehrt, die ihm / ihr auf der Morgenfeier des später stattfindenden Schützenfestes überreicht wird.
Diese silberne Kette stiftete im Jahr 1933 der Schmiedemeister Beckmann, damals amtierender König. Sie war ursprünglich gedacht als Auszeichnung für den Hauptmann der Kompanie, die beim Königsschießen die meis­ten Zwölfen schießt. Der Hauptmann der dritten Kompanie, Riekehof, war beim Schützenfestumzug 1934 erster Träger der Gildenmeisterkette. Beim Schützenfest 1936 trug der Hauptmann der 2. Kompanie, Krügermeyer-Kalthoff, die Kette.
1938, also vor 81 Jahren, wurden mit Zustimmung des Stifters die Regularien geändert: „… daß mit Wirkung vom diesjährigen Schützenfest (1938) die Auszeichnung dem Mitglied zusteht, das … beim Vergleichs-Schießen als bes­ter Schütze und damit als Meister der Gilde hervorgeht. Er führt den Titel Gildenmeister.“ In den damaligen Bestimmungen, die die Grundlage für das heutige Gildenmeisterschießen bilden, wird also auch schon auf das Vergleichsschießen hingewiesen, das bis heute mit dem Gilden­meis­terschießen verbunden ist. Sieger des Kompanie-Vergleichsschießens 1938 und damit erster Gildenmeister wurde Karl Reiche. Die Annalen der Schützengilde weisen für das Jahr 1939 als zweiten Gildenmeister Emil Ottemeier aus.

 

Gildenmeister: Haben Männer noch eine Chance?
Schießwettbewerb im Wandel der Zeit:
Geselligkeit wird immer wichtiger - Frauen auf der Überholspur

Die Gildenmeisterschaft hat sich in den jüngsten Jahrzehnten etwas gewandelt. Die erste Veränderung betrifft den Gesamtcharakter der Veranstaltung: Neben den reinen Schießwettbewerb ist als mindes­tens gleichwertiger Faktor die Geselligkeit getreten.
Die zweite Veränderung betrifft eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung: Frauen erweisen sich als gleichberechtigte und (min­des­tens) gleichwertige Wettkampfteilnehmerinnen. Davon konnte in den ersten Jahrzehnten der Gildenmeisterschaft keine Rede sein. Und dass die sogenannte „Frauen-Power“ sich ausgerechnet in einer Schützengesellschaft ereignet, die in der Regel als Männer-Domäne gilt, ist bemerkenswert.
Das Gildenmeisterschießen ist immer ein geselliges und fröhliches Treffen der Kompanien - quasi eine Einstimmung auf das nahende Schützenfest. Parallel zum Aufschwung der Schützengilde ist in den zurückliegenden Jahren auch das Gildenmeisterschießen immer populärer geworden. Der bisherige Rekord liegt bei 608 Teilnehmenden, aufgestellt vor dem Jubiläumsschützenfest 2009. Weil vom Jubiläum der Schützengilde eine besondere Strahlkraft ausging, wird es schwer möglich sein, am kommenden Sonntag den damaligen Rekord zu übertreffen. Zur Erinnerung: Im Jahr 2001 waren 426, im Jahr 2003 dann 469, 2005 schließlich 505 und 2007 gar 562 Teilnehmende notiert worden, was damals jeweils Rekordmarken waren.
2011 traten 453 Schützen an. Im Jahr 2013 maßen 415 Teilnehmende ihre Zielsicherheit und Treffgenauigkeit. 2015 waren es 430 Schützen und Schützinnen. Insgesamt 361 Schützen und Schützinnen wetteiferten 2017 um den Gildenmeistertitel. Die verringerte Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren resultiere wahrscheinlich aus dem „langen Wochenende“, mutmaßten vor zwei Jahren viele Teilnehmer am Gildenmeisterschießen. Und deshalb wurde der diesjährige Wettbewerb um ein Woche vorverlegt.

„Frauen-Power“
Amtierende Gildenmeisterin ist Nicole Zimmermann (3. Kompanie), die im Jahr 2017 nach Christel Stock (1977), Jutta Mikus (2005), Julia Grünert (2013) und Maike Haase (2015) als fünfte Frau die Gildenmeisterkette gewann. Dreimal hintereinander (2013, 2015, 2017) entschieden Frauen die Gildenmeisterschaft für sich. Rechnet man noch Melanie Stoppok und Meike Wedemann hinzu, die in den Jahren 2018 (Stoppok) und 2014 (Wedemann) als beste Einzelschützinnen den Oberst-Pokal gewannen, ist festzustellen, dass von den sechs jüngsten kompanie- und geschlechterübergreifenden Schießwettbewerben fünf Wettbewerbe (= 83 Prozent) von Frauen gewonnen wurden. Diese Siegquote von 83 Prozent nennt man dann wohl „Frauen-Power“.
Den männlichen Schützen der Schützengilde bleibt ein „Trost“: Nur ein Mann kann nach dem Königsschießen Schützenkönig werden.
Den Kompanievergleich des Jahres 2017 gewann einmal mehr die 3. Kompanie mit 43,569 Ring. Zwei Jahre zuvor waren es 44,218 Ring gewesen. Den jüngsten Kompanievergleich im Jahr 2018 entschied ebenfalls die 3. Kompanie für sich, und zwar mit 43,558 Ring.
Alle Wettbewerbsteilnehmer werden während des diesjährigen Gildenmeisterschießens von der 1. Kompanie mit Essen und Getränken versorgt.