Suche nach städtebaulich verträglicher Lösung

Bau- und Planungsausschuss beschäftigt sich erneut mit dem Ärztehaus-Projekt beim Technikum

Lage.
„Wir haben drei Jahre gesucht. Dies ist das fünfte Grundstück, mit dem wir es in Lage versuchen. Wir werden keine zwei oder drei weitere Jahre warten. Wenn es in Lage jetzt nicht geht, müssen wir gehen.“ Mit diesen deutlichen Worten hatte der Lagenser Arzt Dr. Jürgen Vortherms, auch im Namen seines Kollegen Dr. Stanley Kirana, mit dem zusammen er eine Diabetologische Schwerpunktpraxis im Westtor betreibt, am 3. März 2022 im Bau- und Planungsausschuss die Dringlichkeit seines Wunsches bekräftigt, im Bereich der Grundstücke Lange Straße 118 und 120 ein neues Ärztehaus bauen zu wollen.
Das Ärztehaus solle bis zu fünf ärztlichen Praxen, einer Apotheke und einem kleinen Bis­tro Platz bieten. Das Projekt eröffne die Chance, die medizinische und pharmazeutische Versorgung der Lagenser Bevölkerung und auch die Behandlung von Patienten aus den Nachbarkommunen nachhaltig zu verbessern.
Am 3. März wurde das Ärztehaus-Vorhaben bei seiner ers­ten öffentlichen Präsentation im Bauausschuss von nahezu allen Fraktionen recht verhalten zur Kenntnis genommen. Insbesondere SPD, AFD und Grüne sprachen von „einem zu großen Baukörper für ein zu kleines Grundstück“. Zudem sei die Parkplatzsituation nicht zufriedenstellend geklärt.
Um in der Sache voranzukommen, stand der Ärztehaus-Plan unlängst erneut auf der Tagesordnung des Bau- und Planungsausschusses, und zwar bei dessen jüngster Sitzung am Mittwoch, 6. April. Vor Eintritt in die öffentliche Sitzung beschäftigten sich die Ausschussmitglieder knapp eine Stunde hinter verschlossenen Türen mit dem Vorhaben. Im öffentlichen Teil dieses Tagesordnungspunktes, der dann etwa 20 Minuten in Anspruch nahm, fasste Beigeordneter Thorsten Paulussen u.a. zusammen, dass eine Bebauungsplanänderung notwendig sei, wenn man die Grundstücke Lange Straße 118 und 120 (Flurstücke 189 und 183) wie beantragt oder in modifizierter Form bebauen wolle.
In der ursprünglichen Beschlussvorlage vom 3. März heiße es dazu, so der Beigeordnete: „Der maßgebliche Bebauungsplan setzt auf dem Flurstück 189 zwei überbaubare Flächen fest, zur Langen Straße hin ein Mischgebiet und zur Technikumstraße ein Allgemeines Wohngebiet. Auf dem Flurstück 183 und einem kleinen Teil des Flurstücks 189 wird Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Diese war vorgesehen als Erweiterung des Parkplatzes am Technikum, ist aber nie seitens der Stadt Lage erworben worden. Da aus heutiger Sicht kein Bedarf mehr an einer Erweiterung des Parkplatzes besteht, steht nach Meinung der Verwaltung einer anderen Nutzung dieser Fläche gemeinsam mit Parzelle 189 nichts entgegen.“
Nach Beginn der öffentlichen Sitzung versuchten Ausschussvorsitzender Frederik Topp (CDU) und andere Ausschussmitglieder, die Ergebnisse der nicht-öffentlichen Diskussion zusammenzufassen sowie zu erläutern und die daraus resultierende Beschlussempfehlung zu formulieren.
Dem Tenor nach sei es darum gegangen, die Verwaltung zu beauftragen und mit einer Verhandlungsvollmacht dergestalt auszustatten, dass sie sich mit den Antragstellern über eine städtebaulich verträgliche Lösung austausche und zugleich eine zielführende Bebauungsplanänderung vorbereitend verhandele und in Kooperation mit den Antragstellern ausarbeite. Dieser Beschlussempfehlung stimmten die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses einstimmig zu.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Frank Drexhage führte aus, dass seine Fraktion „ja“ dazu sage, dass die Verwaltung mit dem Antragsteller eine sachdienliche Bebauungsplanänderung anbahnend verhandele. Der am 3. März mittels einer Zeichnung dargestellte Bau erscheine auch im Nachgang als zu groß und die Parkplatzfrage mutmaßlich als zu chaotisch.
Uwe Detert (AFD) sprach davon, dass der beschlossene Verhandlungsauftrag an die Verwaltung eine reine Formalie sei. Inhalte seien nicht beschlossen worden.
Rudi Stölting (CDU) betonte, dass auch die Christdemokraten für eine Verhandlungsvollmacht für die Verwaltung seien, um in Sachen Ärztehaus in zuträglicher Art und Weise voranzukommen.
Matthias Kaiser (SPD) formulierte, dass mit dem jetzigen Beschluss die Verwaltung auf den Weg geschickt werde, um eine Lösung vorzubereiten. Eine Bebauungsplanänderung sei notwendig, wenn man die Grundstücke Lange Straße 118 und 120 bebauen wolle, zum Beispiel mit einem Ärztehaus.
Ähnlich Angelika Schapeler-Richter. Die FWG/BBL-Fraktionsvorsitzende unterstrich, dass das nun angeregte Bebauungsplan-Änderungsverfahren nicht bedeute, dass zukünftig ein fünfstöckiges Haus neben dem Technikum gebaut werde.
Olaf Henning (FDP) bekräftigte, dass es schön wäre und auch begrüßenswert, sollte das Ärztehaus-Projekt in städtebaulich verträglicher und angemessener Form verwirklicht werden können.