Schulpläne für Stadenhauser Berg erneut vertagt

CDU sieht nach mehr als zwei Jahren weiterhin Beratungsbedarf - Christlicher Schulverein bekennt sich weiterhin zu Lage

Lage.
Wird die Lokalpolitik die Stadtverwaltung beauftragen, die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans im Bereich Stadenhauser Berg vorzubereiten, damit dort (auf einem großen Grundstück zwischen Bielefelder, Stadenhauser und Breitenheider Straße) ein Schulzentrum errichtet werden kann? Der Christliche Schulförderverein Lippe (CSV) hat einen entsprechenden Antrag Mitte November 2019 vorgestellt und erläutert sowie danach förmlich bei der Stadtverwaltung eingereicht. Seitdem wartet der CSV darauf, dass die Lagenser Lokalpolitiker den Antrag beraten.
Eine Beratung zur Beschlussfassung stand auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung (Donnerstag, 17. Februar 2022) des Bau- und Planungsausschusses. Doch wie bereits am 15. September 2021 fiel die Aussprache erneut aus. Der Tagesordnungspunkt soll auf der nächsten Ausschusssitzung am Donnerstag, 3. März 2022, verhandelt werden.
Im September 2021 war seitens der Mehrheit der Ausschussmitglieder ausgeführt worden, dass die Vorberatungen in den Fraktionen pandemiebedingt nicht hätten erfolgen können. Deshalb erfolgte damals im Ausschuss die eigentlich vorgesehene Aussprache zur Beschlussfassung pandemiebedingt ebenfalls nicht. Das Aufstellungsverfahren müsste als Vollverfahren mit frühzeitiger Beteiligung der Öffentlichkeit, Umweltprüfung und Umweltbericht durchgeführt werden. Gegenstand wäre auch die städtebauliche und verkehrliche Einbindung ins Quartier.
Da der CSV als Antragsteller weiterhin Interesse an der Umsetzung des Projektes hat, sollte während der jüngsten Ausschusssitzung am 17. Februar eine Entscheidung über den Antrag herbeigeführt werden. Doch CDU-Ausschussmitglied Rudi Stölting beantragte für die christdemokratische Fraktion, die Erörterung des CSV-Antrags zu vertagen. Seine Fraktion habe noch Beratungsbedarf. Wenn eine Fraktion als Vertagungsgrund „Beratungsbedarf“ anführt, verweigern sich die anderen Fraktionen in der Regel dem Vertagungswunsch nicht. So auch jetzt: Für den Aufschub votierten 13 Ausschussmitglieder; 2 waren dagegen.
Seit mehr als 5 Jahren bemüht sich der CSV darum, in Lage den Bau eines christlichen Schulzentrums (Bekenntnisschule) mit Gymnasium bzw. Gesamtschule, Grundschule und mit einer Kindertagesstätte voranzubringen. Peter Dück (Detmold), Geschäftsführer des CSV und am 17. Februar zusammen mit Architekt Stefan Brand (Lemgo) interessierter Gast der für beide schon nach wenigen Minuten beendeten Sitzung, stellte im November 2019 auf der damaligen Sitzung des Bau- und Planungsausschusses die auch heute noch gültigen Planungen des seinerzeit auf 35 Millionen Euro geschätzten Bildungsprojekts vor.

Zehn Kitas und Schulen
Außerdem bat Dück damals die Ausschussmitglieder um die Einleitung des Satzungsverfahrens für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, um die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit für das Schulzentrum (Kindergarten, Grundschule und Gesamtschule) im Bereich „Stadenhauser Berg“ zu erlangen. Das Vorhabengebiet hat eine Größe von rd. 4,75 ha. Der CSV hatte im Jahr 2016 die 47.500 Quadratmeter, die damals wie heute landwirtschaftlich genutzt werden, von einem Landwirt vorhabenbezogen erworben. Der Kaufvertrag wird also erst dann rechtsgültig wirksam, wenn das vom CSV beabsichtigte Baurecht hergestellt ist.
Der Christliche Schulverein Lippe betreibt in Lippe drei Kindergärten, drei Grundschulen, eine Hauptschule, eine Gesamtschule, ein Gymnasium und ein Berufskolleg mit zur Zeit insgesamt ca. 3.200 Kindern (Stand 2019). In den August-Hermann-Francke-Schulen (AHF-Schulen) in Lippe werden ca. 480 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind 240 Lehrer. In Lage bestehen davon ein zweigruppiger Kindergarten und eine zweizügige Grundschule, beide in Ehlenbruch.

„Über Lage hinaus“
Im Plangebiet sollen ein Kindergarten, eine Grundschule und eine Gesamtschule entstehen. Einzugsbereich dieser AHF-Einrichtungen wird West-Lippe sein: Lage, Leopoldshöhe, Oerlinghausen, Augustdorf, Bad Salzuflen. Die bestehende AHF-Kita Lage und die AHF-Grundschule Lage sollen nach Fertigstellung des Neubaus umziehen und vergrößert werden. Die Kita soll daher viergruppig und die Grundschule vierzügig gebaut werden. Die Gesamtschule soll ebenfalls vierzügig mit einer Oberstufe gebaut werden. Optional könnte längerfristig die weiterführende Schule auch um ein bis zwei Züge erweitert werden.
Peter Dück im November 2019: „Die Ersatzschule ergänzt und bereichert das Schulangebot. Eltern nehmen durch die Wahl der Schule ihre Grundrechte wahr. Das Einzugsgebiet der Schulen erstreckt sich weit über Lage hinaus und wir gehen davon aus, dass mehr als 50 Prozent der Kinder von außerhalb Lages kommen werden.“
Jedes Jahr müsse der CSV Kinder z.B. aus Ost- und Südost-Lippe ablehnen, die eine AHF-Einrichtung in Detmold besuchen wollten. Das Schulzentrum in Lage entlaste den Standort Detmold. Die dann dort gewonnenen Kapazitäten würden es erlauben, die Ablehnzahl zu senken, so Dück.
Die Kita und die Schulen in Lage sollen ein Ganztagsangebot vorhalten. Die beiden Turnhallen der Schulen sollen in den Abendstunden Kinder-, Jugend- und Sportgruppen zur Verfügung gestellt werden und somit dem Gemeinwohl dienen. Die Nutzung am Wochenende für Sportturniere sei ebenfalls denkbar.
In der Kita könnten die ca. 90 Kinder von ca. 15 Mitarbeitern betreut werden. Die Grundschule könnte auf ca. 400 Kinder mit ca. 45 Mitarbeitern kommen. Die Gesamtschule könnte auf ca. 850 Schüler mit ca. 80 Mitarbeitern kommen. Je nach Bedarf könnten Schulräume auch außerhalb der Schulzeit für andere Bedarfe des Gemeinwesens genutzt werden, wie es auch an staatlichen Schulen üblich ist. Der CSV geht - nach Vorliegen der Baugenehmigung - von einer Gesamtbauzeit von 4 bis 5 Jahren aus.

Zwei Bauabschnitte
Das Vorhaben besteht aus drei grundsätzlichen Hauptnutzungen. Im Nordwesten des Plangebietes ist der Standort für die Gesamtschule vorgesehen. Im Osten zur Breitenheider Straße sind die rd. 200 Stellplätze umfassende Stellplatzanlage und die Schulbushaltestellen vorgesehen, die allesamt innerhalb des Schulgrundstückes verortet werden.
Die Gesamtschule soll als ers­ter Bauabschnitt erstellt werden. Südlich der Gesamtschule sind das Mensagebäude und die Sporthalle vorgesehen. Sollte die Gesamtschule langfristig Anmeldungen deutlich über eine Vierzügigkeit hinaus haben, so sind optional eine weitere Sporthalle und ein weiterer Klassentrakt als Reserve eingeplant. Auch die Mensa ließe sich dann noch erweitern.
Die Grundschule und die Kita sollen im zweiten Bauabschnitt erstellt werden. Diese Bauvorhaben sind im Südosten des Standortes vorgesehen. Die Kita kann dabei unmittelbar von der Stellplatzanlage erreicht werden, mithin ist hier eine Vorfahrt für die Eltern gewährleistet. Im Südwesten bzw. Süden des Standortes sind die Sportfreianlagen konzipiert. Diese erlauben, aufgrund ihrer von den wohngenutzten Immissionsorten abgewandten Lage, eine konfliktfreie Nutzung. Die Erschließung dieser Anlagen ist separat durch eine Anbindung an die Dachsstraße möglich. Hier sind rd. 60 Stellplätze im Vorhabenbereich geplant.
Die Bebauung wird eine Dreigeschossigkeit nicht überschreiten. Unter Berücksichtigung der Topografie des Geländes wird es im Norden zu einer Viergeschossigkeit aufgrund des dort erforderlichen Untergeschosses kommen. Die nördlich angrenzenden Wohngrundstücke sollen hier bzgl. Belichtung und Belüftung keine Nachteile erfahren.

Mit Bussen zur Schule
Die Anfahrt ist im Schwerpunkt zwischen 7:30 und 8:00 Uhr. Die Abfahrt der meisten Halbtagsschüler wäre zwischen 12:45 und 13:30 Uhr. Die Ganztagsschüler würden zwischen 15:00 und 17:00 Uhr abfahren. Neben den Fußgängern würde der größte Teil der Schüler mit Bussen zur Schule kommen. Daher sind auf dem Gelände Bushaltestellen eingeplant.
Eine generelle Umweltprüfung, einschließlich einer artenschutzrechtlichen Prüfung, würde im Bauleitplanverfahren folgen. Zur Erlangung der bauplanungsrechtlichen Zulässigkeit des Vorhabens hat der CSV das Sennestädter Stadtplaner-Büro Drees & Huesmann beauftragt. Für die hochbaulichen Belange ist das Architekten-Büro Brand in Lemgo der Ansprechpartner.