Liederheimer beenden die humorlose Dürre-Zeit

Samstag, 18. Januar, ab 19.30 Uhr: 60. Prunksitzung des MGV Liederheim in der Werreanger-Aula

Lage. „Willkommen! Bienvenue! Welcome! Fremder, étranger, stranger. Bleibe, reste, stay. Willkommen! Bienvenue! Welcome! Im Cabaret, au Cabaret, to Cabaret!“ Vor bald 54 Jahren, im November 1966, wurde das Musical „Cabaret“, aus dem diese bekannten Zeilen stammen, in New York uraufgeführt.
Noch etwas älter als „Cabaret“, aber noch nicht ganz so berühmt wie das Musical und sein Titelsong, ist die alljährliche Liederheim-Prunksitzung. Erstmals wurde diese mittlerweile legendäre Mischung aus Spott, Liedern und Musik in der Zuckerstadt im Jahr 1960 gefeiert. Am Samstag, 18. Januar 2020, ist es wieder soweit: Dann zelebriert die Karnevalsabteilung des MGV Liederheim in der Aula des Schulzentrums Werreanger ihre 60. Sitzung. Eine runde Zahl: Herzlichen Glückwunsch Liederheim-Prunksitzung! Du hast jetzt das Best-Ager-Alter erreicht. Für den Ruhestand zu jung, für Sturm und Drang zu erwachsen. Such dir aus, was du mehr bedauerst …
Das Sitzungsprogramm beginnt um 19.30 Uhr. Der offizielle Slogan der 60. Karnevalssitzung heißt: „Wüste in der Innenstadt, Dürre hab‘n wir langsam satt.“ Das inoffizielle Motto der Party lautet: „Willkommen! Bienvenue! Welcome! Im Cabaret, au Cabaret, to Cabaret!“
Auch wenn von den Einzelheiten des Programms noch nichts an die Öffentlichkeit durchgesickert ist, denn die Proben fanden unter strengster Geheimhaltungspflicht aller Beteiligten statt, so steht doch jetzt schon fest, dass das mit Tanzeinlagen, satirischen Liedern (allerdings ohne WDR-Kinderchor!) und mit dem Urschützen-Dialog gewürzte Programm keine Langeweile aufkommen lassen wird. Es ist davon auszugehen, dass die Liederheimer mit ihren Sitzungspräsidenten Björn Cruel und Heinz-Adolf Stocksiek ein Programm zusammengestellt haben, das für jeden Geschmack etwas bietet. Kommunalpolitische „Anmerkungen“ werden während der Sitzung nicht zu kurz kommen, denn lokale Seitenhiebe machen den eigentlichen Reiz des Liederheim-Karnevals aus. Und auf lokaler Ebene hatte Lage in den jüngsten zwölf Monaten ja so einiges zu bieten. Da lässt sich so manche Breitseite abfeuern und so manche „Ohrfeige“ austeilen.
Zum Beispiel der Antrag der SPD-Ratsfraktion vom 3. Mai 2019, die Nutzungsregelungen für öffentliche Gebäude (Schulen und Technikum) dahingehend zu ändern, dass grundsätzlich in den Räumen der Bildungseinrichtungen keine Veranstaltungen von politischen Parteien oder Gruppierungen zulässig sind. In der Antragsbegründung wurde ausgeführt, dass „gerade die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, dass die Gebäude der Stadt häufiger von überregionalen Strukturen der AfD für ihre Veranstaltungen genutzt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Beispiel in der Zukunft auch bei anderen Gruppierungen Schule macht, die keiner von uns in der Stadt haben möchte. Um dieser Entwicklung einen deutlichen Riegel vorzuschieben, ist es notwendig, die Gebäude der einem besonderen Schutz unterliegenden Bildungseinrichtungen zukünftig für solche undemokratischen und intoleranten Veranstaltungen zu verschließen und ihnen in Lage keine Entwicklungsmöglichkeit zu geben.“

Hausverbot für Parteien
Der Stadtrat stimmte diesem Antrag am 17. Dezember ohne Gegenstimme zu - und das bedeutet, dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet es zukünftig schwer haben wird, noch einmal einen Fuß in die Werreanger-Aula zu setzen. Ein Blick zurück: Am Abend des 30. Novembers 2012 fand in der Aula die Wahlkreisvertreterversammlung der CDU-Lippe zur Wahl des lippischen CDU-Kandidaten für die Wahl zum Deutschen Bundestag im Herbst 2013 statt. Cajus Caesar wurde mit 87,7 Prozent der Stimmen gewählt. Den Abend beschloss ein Vortrag des CDU-Landesvorsitzenden Armin Laschet MdL zum Thema „NRW vor dem Richtungswahljahr 2013“. Eine solche Versammlung mit einer solchen Rede wird sich laut jetzigem Ratsbeschluss so oder ähnlich nicht wiederholen lassen.
Und auch die CDU-Wahlkreisvertreterversammlung in der Werreanger-Aula am 1. Juni 2016 zur Nominierung der drei lippischen CDU-Kandidaten für die NRW-Landtagswahl 2017 wird die letzte ihrer Art in der Aula gewesen sein. Damals wurden Walter Kern (Lemgo), Markéta Teutrine (Detmold) und Heike Görder (Bad Salz­uflen) nominiert. Alles Radikale, „die keiner von uns in der Stadt haben möchte“? Der Lagenser Frederik Topp unterlag Heike Görder ganz knapp. Im Grunde ruft es förmlich nach: Um Versammlungen der AfD zu unterbinden, erteilt die CDU sich Hausverbot …

Ein neuer Sheriff
Es hat allerdings noch gravierendere Veränderungen gegeben in Lage im Jahr 2019, wie ein Blick auf den aktuellen Karnevalsorden verrät: Ein neuer Sheriff regiert in Desperado City! Oder wie es Elferratspräsident Björn Cruel im Vorwort des Programmheftes schreibt: „Habemus SPD-Bürgermeister! Und das, wo eine Generation sich an keinen anderen Bürgermeister mehr erinnern kann als Christian Liebrecht. Glück­wunsch liebe Spezialdemokraten und natürlich lieber Matthias Kalkreuter!“ Und erst einmal in Fahrt, teilt der Präsident weiter aus: „Apropos Spezialdemokraten: Hofste noch auf einen guten Listenplatz zur Kommunalwahl 2020 oder musste auch in ‘nem Kamp hausen?“ Das riecht förmlich nach Spaltpilz in den eigenen Reihen …
Im neuen Jahr 2020 sind auch die Ur-Schützen Martin (Erhard Kirchhof) und Jakob (Michael Krügermeyer-Kalthoff) wieder mit von der Partie. Beide haben versprochen bzw. angedroht, auf der Sitzung - im wahrsten Sinne des Wortes - Schützenhilfe zu leis­ten. Die Sitzungsbesucher dürfen sich zudem freuen auf eine exzellente musikalische Begleitung des Programms durch das „Ballast-Orchester“ mit Carola Müller-Schmidt am Keyboard.

Tanz und Akrobatik
Besonders stolz ist man bei den Liederheimern darauf, dass nahezu das komplette Sitzungsprogramm wieder mit Akteuren aus den eigenen Reihen bestritten wird. Zusätzlich zu den gut 20 Liederheim-Aktiven treten die Mädchen der Tanzgarde der TG Lage auf, denn in Sachen „Tanz und Akrobatik“ wollen sich die Liederheimer nicht ausschließlich auf das hauseigene Männerballett „LieLa-Girls“ unter der Regie von Heike Wagner verlassen …
Im Anschluss an das Bühnenprogramm sorgt DJ „Halli“ für gute Stimmungs- und Tanzmusik. Für Speis‘ und Trank ist das Team der Brasserie Max verantwortlich. Willkommen! Bienvenue! Welcome!