Hermannstraße: Verkehrslenkung unter Druck

Lärm: Anrainerin beantragt Rückbau – Verkehrsverdrängung: Emil-Junker-Anlieger fordern Durchfahrtsverbot

Hermannstraße: Verkehrslenkung unter Druck Lärm: Anrainerin beantragt Rückbau Verkehrsverdrängung: Emil-Junker-Anlieger fordern Durchfahrtsverbot

Lage.
Die im Jahr 2019 in der Hermannstraße eingerichteten, zunächst auf ein Jahr befristeten und dann verlängerten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bzw. Verkehrslenkung (z.B. Einbau von Plateaukissen und Ausweisen von Halteverbotszonen in „Verschwenkungsbereichen“) geraten unter Druck. Eine Hermannstraßen-Anliegerin hatte für die November-Ratssitzung einen Bürgerantrag zur Rücknahme der verkehrslenkenden Maßnahmen eingereicht. Jetzt melden sich zusätzlich Anlieger der Emil-Junker-Straße zu Wort, dass der aus der Hermannstraße verdrängte Verkehr bei ihnen vor der Haustür zu einer erhöhten Verkehrsbelas­tung führe.
Hinsichtlich des Anliegerinnen-Antrags beschloss der Stadtrat im November einstimmig, diesen Wunsch zur weiteren Bearbeitung an den Ausschuss für öffentliche Ordnung, Sicherheit, Feuerwehr und Mobilität (AöO) zu verweisen. Der Ausschuss wird wahrscheinlich im Januar, spätestens im Februar zu seiner ersten Sitzung in der neuen Legislaturperiode zusammentreten und dann über diesen Antrag befinden.
Die Anliegerin beantragt, die Verschwenkungsbereiche durch Rückbau der Poller zu annullieren einschließlich der dazwischen markierten Parkstreifen. Auch die Plateaukissen sollten wieder entfernt werden. Um Autofahrer auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hinzuweisen, sollten zwei Geschwindigkeitsanzeiger (einer pro Fahrtrichtung) aufgestellt werden. Zusätzlich sollte das Einhalten der Höchstgeschwindigkeit bußgeldgestützt kontrolliert werden.
Die Hermannstraßen-Anrainerin begründet ihren Antrag damit, dass die Plateaukissen zu einer Lärmbelästigung geführt hätten: „einerseits durch Rüttelgeräusche beim Überfahren, andererseits durch Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge.“ Durch die Verschwenkungsbereiche im Zusammenhang mit dem Ausweisen von sich abwechselnden Halteverbotszonen und Parkstreifen komme es zu „erheblichen Sichtbehinderungen, vor allem auch für Zweiradfahrer“, die zudem durch die Kissen „zu riskanten Lenkmanövern gezwungen“ würden.

Emil-Junker-Straße
Kurt Rahner und Wolfgang Jedlicka, beide Anlieger der Emil-Junker-Straße, vermuten, dass die von der Stadtverwaltung vollzogene Veränderung der Hermannstraße bedeutende Teile des dort ehemals üblichen Autoverkehrs in die benachbarten Straßen gedrängt habe, vorrangig in die Emil-Junker-Straße und möglicherweise zu einem geringeren Teil in die Wellenkampstraße. Die Fahrzeuge, die früher die Hermannstraße benutzt hätten, seien nicht verschwunden, so Wolfgang Jedlicka, sondern sie wichen in die Emil-Junker-Straße aus. Was zu Lasten der dortigen Verkehrssicherheit gehe, wie Kurt Rahner ergänzt. Das höhere Verkehrsaufkommen mit zum Teil zu schnellen Fahrzeugen gefährde zudem Kinder auf dem Weg zum oder vom Spielplatz an der Emil-Junker-Straße.
Rahner und Jedlicka kritisieren, dass ihrer Kenntnis nach die Verwaltung eine Verkehrsanalyse (Anzahl der Fahrzeuge und deren Geschwindigkeit) in der Wellenkampstraße vorgenommen habe - aber nicht in der Emil-Junker-Straße. Wenn die Verwaltung eine mögliche Verkehrsverlagerung nicht in allen umliegenden Straßen untersuche bzw. dies nur während nicht vergleichbarer Zeiträume veranlasse, dann stehe dem AöO keine ausreichende Datengrundlage zur Verfügung, um sachangemessen über den Sinn und die Zukunft der bislang provisorischen verkehrslenkenden Maßnahmen in der Hermannstraße zu entscheiden.
Kurt Rahner und Wolfgang Jedlicka wünschen sich für die Emil-Junker-Straße, dass diese als Anliegerstraße ausgewiesen wird, und zwar konkret durch das Aufstellen von Durchfahrtsverbot-Schildern (Verkehrszeichen 250) versehen mit dem Zusatz-Schild „Anlieger frei“. Dies würde den Autoverkehr in der Emil-Junker-Straße beruhigen und sei unabhängig davon, wie der AöO die Verkehrssituation in der Hermannstraße beurteile.

Erste Zwischenbilanz
Ende August 2020 hatte der AöO der Verwaltung empfohlen, auf Grund der Besonderheiten durch die Corona-Situation die Testphase der neuen Verkehrslenkung in der Hermannstraße zu verlängern, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Auch im Hinblick darauf, dass sich das Meinungsbild in der Anwohnerschaft derzeit durchaus unterschiedlich darstelle.
CDU-Ausschussmitglied Frederik Topp bekräftigte, dass sich aus seiner Sicht das Experiment nicht bewährt habe. Es sei lediglich zu einer Verlagerung des Verkehrs in die Parallelstraßen (z.B. Emil-Junker-Straße und Wellenkampstraße) gekommen. Eine Geschwindigkeitsmessung durch die Polizei würde einen besseren erzieherischen Effekt erzielen. Eine Weiterführung der Testphase sei aus seiner Sicht nicht zielführend.
Die Verwaltung führte Ende August aus, dass Verkehrsmessungen ergeben hätten, dass in der Hermannstraße das Verkehrsaufkommen zurückgegangenen sei, an manchen Vergleichstagen um fast 50 Prozent. An einem Apriltag seien nahezu 1.600 Fahrzeuge gezählt worden, an einem Sommertag nach der Verkehrsberuhigung etwas mehr als 840 Autos. Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge habe sich von 53 auf 33 km/h reduziert. Verkehrsmessungen in den umliegenden Straßen seien bisher noch nicht durchgeführt worden. Es könne durchaus sein, dass sich Verkehr verlagert habe.