Flaschenpost für Bürgermeister Kalkreuter

Anregung der vier Freibad-Fördervereine: „Ausführliches Bäderkonzept für die Stadt Lage“

Lage. Die vier Lagenser Freibad-Fördervereine schlagen in einem „offenen Brief“ an alle Ratsmitglieder vor, „ein ausführliches Bäderkonzept für die Stadt Lage mit umsetzungsfähigen Planungsunterlagen erstellen zu lassen, sich intensiv um immer wieder ausgeschriebene diverse Fördermittel zu bemühen und die Planungen damit möglichst bald umzusetzen.“ Im „offenen Brief“ schildern der Förderverein Freibad Werreanger, die Freibadinitiative Heiden, der Verein Waldfreibad Hörste sowie die Kinder- und Jugendinitiative Waddenhausen aus ihrer Sicht die augenblickliche Situation „ihrer“ jeweiligen Freibäder und die sich ihrer Meinung nach daraus ergebenden Folgerungen.
Rüdiger Tretow für den Förderverein Freibad Werreanger und Manfred Hempelmann für die Freibadinitiative Heiden überreichten Bürgermeister Matthias Kalkreuter das erste Exemplar des offenen Briefs in Form einer wahrhaftigen Flaschenpost vor Beginn der jüngsten Ratssitzung am 31. Oktober 2019. Da die anderen Ratsmitglieder die an sie adressierten, wortgleichen Briefe vor der Sitzung nicht mehr zur Kenntnis nehmen konnten, informierte der Bürgermeister sie in kurzen Worten über den Inhalt der „Post“. In einer ersten mündlichen Stellungnahme ergänzte Matthias Kalkreuter in Richtung Fördervereine, dass die Stadt in der jüngeren Vergangenheit immer wieder hohe Instandhaltungsinvestitionen für den Erhalt und den Betrieb der Freibäder aufgewendet habe. Nicht zuletzt aus diesem Grund sei es durchaus vorstellbar, dass man sich, wie von den Initiativen vorgeschlagen, „einmal grundsätzlich“ mit der Lagenser Freibadsituation befassen werde.

Werreanger
Im offenen Brief erinnert der Förderverein Freibad Werreanger an die vor bald zehn Jahren geführte Diskussion um die Zukunft des Werreanger-Bades. Damals hatte ein Sachverständiger für Freizeitbäder und Schwimmbadtechnik in seinem von der Stadt in Auftrag gegebenen Sanierungsgutachten u.a. festgestellt: „Das Werretalbad in Lage weist erhebliche baukonstruktive und gebäudetechnische Mängel auf sowie Widersprüche entgegen geltenden Richtlinien und Forderungen.“ Weiter heißt es im Brief, dass der Rat am 30. Juni 2010 folgenden Beschluss gefasst habe: „Das Freibad Werreanger ist auf Grund seiner besonderen Bedeutung für die Stadt und die Bürger/innen dauerhaft erhaltenswert.“
Eine im Mai 2010 vom damaligen Bürgermeister Christian Liebrecht und dem damaligen Fördervereinsvorsitzenden Friedrich Schnüll unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung des Fördervereins Freibad Werreanger und der Stadt Lage zum Freibad Werreanger“ besagt zudem: „Das Freibad Werreanger wird unter Anerkennung der im vorliegenden Gutachten getroffenen Feststellungen unbefristet weitergeführt. Tritt allerdings ein Ereignis ein, dass die im Gutachten aufgezeigten Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Filteranlage bzw. am Becken erforderlich machen würde, wird das Freibad geschlossen werden müssen. Alle Beteiligten sind sich über dieses „Damoklesschwert“ im Klaren“ (nachzulesen in der damaligen Postillon-Ausgabe).
Der jetzige offene Brief nimmt die damals zu einem Ende gekommene Diskussion wieder auf und formuliert: „Es sollte allen bewusst sein, dass der Eintritt eines solchen Ereignisses heute, 10 Jahre später, immer näher rückt und dann Rat und Verwaltung völlig unvorbereitet trifft, auch wenn inzwischen einiges an „Flick­schus­terei“ betrieben wurde. Dringend erforderlich ist z.B. eine Neugestaltung des Kinderplanschbeckens, denn auf dem abschüssigen Beckenboden rutschen Kleinkinder immer zur Mitte des Beckens, was eine nicht unerhebliche Gefahr darstellt, selbst wenn Aufsichtspersonen in unmittelbarer Nähe sind. Im Haushalt der Stadt Lage war bereits 2018 eine größere Summe zur Sanierung des Parkplatzes eingestellt, ohne dass hier Besserungen zu sehen sind. Auch hier kann man vermuten, dass dies Problem mit einem umfassenden Bäderkonzept, wie es seit einigen Jahren angegangen werden soll, längst gelöst wäre.“

Heiden
Die Freibadinitiative Heiden bedauert, dass das Becken im Kirchdorf demnächst jährlich zu streichen bzw. zu beschichten sei und dass ein Bestandteil der Beckenumrandung, nämlich die „Handfasse“ des Beckenkopfes, immer wieder repariert werden müsse: „Bereits in 2016 hat uns die Firma Eichhorn Beschichtungstechnik, Herford nach entsprechenden Proben mitgeteilt, die jährlich mit Chlorkautschuk erfolgten Farbanstriche hätten eine Stärke erreicht, die den kompletten Abschliff zumindest der Beckenböden erfordere. Im Nichtschwimmerbecken platzt die Farbe an verschiedenen Stellen bereits ab, regelmäßige Spachtel-Flickarbeiten sind nötig, um eine einigermaßen ebene Fläche zu erhalten. Die mit Spezialmaschinen durchzuführenden Arbeiten, die anschließend ein komplettes Spachteln nebst Feinschliff erfordern, können nur von einem Fachunternehmen mit Spezialmaschinen ausgeführt werden. Unser Verein kann das nicht leisten.
Da die Spezialfarbe wegen sich lfd. reduzierender Freibäder mit Betonbecken immer weniger nachgefragt wird, haben die Hersteller qualitativ hochwertiger Farben die Produktion inzwischen eingestellt. Die auf dem Markt verbliebenen Farben verlangen einen jährlichen Neuanstrich, der bisher nur alle 2 Jahre notwendig war. Neben der Farbwirkung hat der Anstrich auch eine Algen hemmende Wirkung, womit wiederum der (nur in Maßen gewünschte) Chemikalieneinsatz verringert werden kann.
Ein weiteres, noch größeres Problem stellt der Beckenkopf dar. Den umlaufenden intensiven Ablauf des abgebadeten Wassers gewährleistet eine sogenannte „finnische Rinne“. Auf das Betonbecken wurde seinerzeit eine umlaufende Fliesenkante mit Handfassen gesetzt, die das Oberflächenwasser aufnimmt und der Reinigung zuführt. Da aber nach Meinung unserer Fachleute bei der Betonierung der Becken falscher Kies verwendet worden ist, der zu weich in der Aushärtung ist, lösen sich die Handfassen immer wieder. Neuerdings frieren die Fliesen nicht nur im Winter hoch, sondern lösen sich auch während der Saison. Immer wieder müssen wir uns irgendwie provisorisch helfen, sonst ist die ordnungsgemäße Wasserfilterung nicht gewährleistet.“

Hörste
Der Verein Waldfreibad Hörste sowie die Kinder- und Jugendinitiative Waddenhausen haben an ihrer augenblicklichen Situation wenig auszusetzen. Aus Hörste heißt es: „Wir haben derzeit keine akuten Probleme mit dem Schwimmbecken. Der Freibadbetrieb lief dieses Jahr nahezu reibungslos. Eine wünschenswerte Verbesserung wäre eine Erwärmung des Wassers im Planschbecken. Viele Eltern mit Kleinkindern haben sich schon über das anfänglich sehr kalte Wasser beschwert. Durch einen Anschluss an die Solaranlage könnte wärmeres Wasser in das Planschbecken gelangen.“

Waddenhausen
Waddenhausen meldet: „Wir haben derzeit keine akuten Probleme und keine „Kleinigkeiten“, für die wir Geld benötigen. Aber bei uns geht es ständig um das große Ganze. Die Anlagen sind überaltert und das Becken ebenso. Bisher haben Flickarbeiten hier und da noch ausgereicht. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Technik ausgetauscht werden muss und eventuell das Becken komplett saniert werden muss. Über die Höhe der Summe muss ich Ihnen nichts sagen. Wir als Verein könnten das unter keinen Umständen stemmen.“