Besuch aus Düsseldorf

Offizielle Preisverleihung für den LHB-Ortsverein Lage e.V.

Lage.
Kann man den gleichen Preis zweimal verleihen? Man kann. Der knapp 500 Mitglieder starke Ortsverein des Lippischen Heimatbundes Lage hatte bereits zum Sommerfest einen von zwei Sonderpreisen als „beispielhafter Verein“ erhalten. Die Übergabe des Preises sollte Ministerin Ina Scharrenbach übernehmen (Der Postillon berichtete). Zur symbolischen Übergabe vor dem historischen Gefängnis in der Plaßstraße wurde nun letzten Donnerstag der Staatssekretär des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Dr. Jan Heinisch, erwartet – doch dieser „schwächelte“ auch.

Heimat ist dynamisch
und aufnahmefähig
Stattdessen überreichte die Referentin der Stabsstelle, Meike Paprotta-Kübler, den Sonderpreis offiziell an den 2. Vorsitzenden des LHB-Ortsvereins Lage e.V., Wolfgang Thevis. Ehrengäste der Preisverleihung waren Kerstin Vieregge MdB (CDU), Stephan Grigat, stellv. Landrat (CDU), Elke Stock MdL (SPD), Dr. Albert Hüser, Vorsitzender des Lippischen Heimatbundes, Rudolf Stölting, stellv. Bürge­r­meis­ter (CDU) und Thorsten Paulussen (1. Beigeordneter der Stadt Lage). Meike Paprotta sagte, ein Drittel der Nord­rhein-Westfalen würden sich ehrenamtlich engagieren, 6 Mio. Menschen arbeiten für das Gemeinwohl, 50 Vereine im Regierungsbezirk Detmold hatten sich um den Preis beworben. Der Begriff Heimat würde im Wahlkampf missbraucht, dabei gehe es um Heimat als emotionaler Bezugspunkt, Tradition, Geschichtsbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit, so die Referentin. Stephan Grigat hingegen meinte, der Verein solle die „Lippische Identität nach vorne tragen“ und überbrachte einen Umschlag mit Geld. Rudolf Stölting bedankte sich für die Stadt Lage für das Engagement der vielen Ehrenamtlichen für Denkmalschutz, schöne Begegnungsmöglichkeiten und sinnvolle Veröffentlichungen „sonst wäre unsere Gesellschaft nicht so bunt und lebenswert“.

Der Ortsverein Lage besticht
In der Begründung zur Preisverleihung hieß es: „Der Ortsverein Lage des Lippischen Heimatbundes besticht als besonders zukunftsorientierter Verein mit seinem beeindruckend breiten Themenangebot und vielseitigem Engagement, das alle Facetten der Heimatpflege abdeckt“. Und genau die Vertreter der Sparten nutzten die Gelegenheit sich vorzustellen: Annegret Meß, AG-Leiterin Plattdeutsch, Ehrenmitglied Ursula Nebel, Norbert Sielemann für die AG Natur- und Denkmalschutz, Klaus Stiller (AG-Leiter Wandern) und Wilfried Siekmöller (AG-Leiter Radwandern).

Freiwillig ins Gefängnis
Nach einer Geschichte up platt von Annegret Meß berichtete Ursula Nebel, dass sie 1963 dem Verein beigetreten sei, um die historische Bausubstanz zu retten. Damals wollten viele Lagenser BürgerInnen moderne Häuser, so die Seniorin. Zunächst traf man sich noch privat, der Verein wuchs und eine Erbin aus Düsseldorf wollte das ehemalige Gefängnis verkaufen. Der Verein erwarb 1991 das historische Gebäude in einem desolaten Zustand. Es wurde 1994 mit einem großen Fest und der Feuerwehrkapelle Heiden eingeweiht, erinnert sich die 90-Jährige. „Hier ist immer was los, weil freitags, wenn das Haus geöffnet ist, auch Markt stattfindet. Wir bleiben am Ball“, verspricht Ursula Nebel. Norbert Sielemann erinnerte an das Engagement seiner AG für den Jüdischen Friedhof, die Mergelkuhle, die Obstwiese und das Fledermaussommerquartier und machte Werbung für den Apfeltag am 3. Oktober 2021. „Man habe sich immer als Gegenstromprinzip zwischen Politik und Verwaltung gesehen“, so Sielemann.

Niemals langweilig
Für den ehemaligen Physiotherapeuten Klaus Stiller ist das Wandern eine Leidenschaft – mittlerweile sei mit 60 Personen eine lebhafte Tuppe beisammen und der Kreis Lippe wolle schließlich Qualitätswanderregion werden: „Man latscht nicht mehr durch den Wald, sondern habe mehr Bewusstsein und außerdem Gesprächsstoff, es wird niemals langweilig“. Die Radwanderer haben sich 2013 gegründet, erst Touren im Nahbereich bis zu Mehrtagestouren. „Aus Radfahren wurde Radwandern, inklusive Kirchenbesichtigungen und Übernachtungen“, berichtete Wilfried Siekmöller. Man habe auch junge Leute begeistern wollen, die Radfahrer seien jedoch zwischen 55 und 75 Jahren alt. Im Anschluss an die stilvolle Veranstaltung verteilten Norbert Sielemann und Wolfgang Thevis kleine lippische Geschenke an die Prominenz; außerdem gab es Kaffee und Kuchen für alle Gäste.

Neues aus dem Ort Schuld
Von dem Preisgeld in Höhe von 4.000€ spendete der Verein 500 Euro an die Familie von Sebiha Topalca, der sich für eine Pizzeria verschuldet hatte, die dem Hochwasser vollständig zum Opfer fiel. Kassenwart Wolfgang Haase berichtete, dass die Familie auch Spenden aus Potsdam erhalten habe und jetzt mit einem Imbisswagen und einem gespendeten Pizzaofen die Anwohner und Helfer im Hochwassergebiet versorgt.