50 Jahre

Das Gymnasium feiert

Lage.
Mit über 500 geladenen Gästen hat das Gymnasium sein 50-jähriges Bestehen am 30.10.2021 gefeiert. Zur Begrüßung gab es eine Slideshow mit alten Bildern, die die 1970-er Jahre wieder lebendig werden ließen. Zusammengestellt wurde die Bildauswahl von Kirsten Stranghöner; weitere Bilder gab es später im Foyer zu sehen, ausgewählt von Jana Rosenow. Stranghöner erinnerte dran, dass im Jahr 1971 die erste E-Mail verschickt wurde, dass das BAföG etabliert wurde, Frauen in der Schweiz erstmalig wählen durften, sich die Umweltorganisation Greenpeace gründete und dass in München das erste McDonalds-Restaurant öffnete. Auch im Bereich Fernsehen gab es Neuerungen, „die Sendung mit der Maus“, „Disco“ mit Ilja Richter und „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal. Das wichtigste Ereignis war natürlich die Gründung des Gymnasiums für die Stadt Lage, so das humorvolle Fazit.

Der Schulleiter
begrüßt die Ehrengäste
Angesichts der ersten E-Mail im Jahr 1971 versprach der Moderator, Witze über Gesundheitsämter zu unterlassen. Erik Robert führte durch die Veranstaltung. Michael Krügermeyer-Kalthoff begrüßte die Gäste, darunter die Vorsitzende des Schulausschusses, Rita Schapeler-Kössler, die auch einen Scheck für den Förderverein mitgebracht hatte. Außerdem begrüßte der Schulleiter den Fachbereichsleiter Klaus Landrock und die ehemaligen LehrerInnen, Hausmeister und Sekretärinnen, die zur Entwicklung der Schule beigetragen haben. Musikalisch wurde die Feier begleitet von Ulrike Althöfer-Lübke, die ein Rhythmical mit Stühlen mit der Klasse 5a anleitete und den „Bau-Stomp“ der Percussion AG. Lehrerin Susanne Graichen hatte eine Historie der Schulentwicklung zusammengestellt, die sie unter dem Titel „Es war einmal“ in drei Abschnitten vortrug (s. Artikel auf Seite 6 dieser Postillon-Ausgabe).

Krügermeyer-Kalthoff und die Skizze einer Evolution
Aus Tafeln wurden Smartboards, aus Spiritusmatrizen zunächst Kopien und später Dateien, aus Projektoren Dokumentenkameras. Die Schulzeit wurde verkürzt, internationale Klassen und Inklusion wurden eingeführt. Auch die Pädagogik wurde hinterfragt, warum steht einer an der Front, während 35 Personen zuhören müssen? Warum Fragen stellen, die der Lehrer schon kennt? Warum nicht eine Unterstützung aus der Mitte? Die Technik für das Lernen von zu Hause ist vorhanden. Vor neun Jahren wurden den SchülerInnen entsprechende Freiheiten eingeräumt. In zwei Stunden selbstorganisiertem Lernen müssen Arbeitsaufträge erledigt werden, während die Lehrerschaft beratend und unterstützend zur Verfügung steht. Robert Erik erinnert sich noch gut dran, wie es war auf unbeweglichen Holzstühlen zu sitzen: „Man möchte um sich schlagen vor dem Ermüden“. Beim Aufräumen haben wir 30 unterschiedliche Stuhlmodelle gefunden“, sagte der Moderator.

Acht Jahre live dabei
Der nächste Redner war der Bürgermeister, der die Schule aus eigener Anschauung kennt. Seit dem ersten Abiturjahrgang im Jahr 1980 habe eine beträchtliche Anzahl von Menschen ihren Weg mithilfe der Schule gefunden, sagte Matthias Kalkreuter. Entgegen anderslautender Informationen hat das Stadtoberhaupt nicht neun, sondern nur acht Jahre auf dem Gymnasium verbracht, er sei in der fünften Klasse von der Realschule gewechselt. „Es war eine schöne Schulzeit, auch wenn ich das damals nicht immer so gesehen habe“, sagt Kalkreuter und ergänzte, „ich war kein Überflieger, was die anwesenden LehrerInnen gerne bestätigen werden.“ Zahlreiche Schulreformen kamen und gingen, ein Meilenstein war die Zertifizierung zur Dalton-Schule, so der Bürgermeister.

Dalton-Pädagogik
Grundprinzipien einer Dalton-Schule sind Freiheit in Gebundenheit, Verantwortung und Zusammenarbeit. Wertschätzung und Anerkennung sollen zu einem als positiv empfundenen Lern- und Schulklima führen, heißt es in der Zertifizierung. Die Dalton Vereinigung Deutschland e. V. zertifizierte das Gymnasium am 1.12.2015 als erste Schule in Ostwestfahlen – wichtiges Knowhow für SchülerInnen in Coronazeiten. Die jüngste Anerkennung für die Lagenser Schullandschaft war die Scheckübergabe durch Minis­terin Yvonne Gebauer aus dem Fördertopf „Richtlinie zur Förderung der Digitalisierung der Schulen“, erinnerte Kalkreuter. Die Fachräume sind gerade erfolgreich renoviert worden, ergänzte der Bürgermeister. „Das darf gefeiert werden und ist ein guter Anlass, alte Verbundenheit wieder aufleben zu lassen.

Prof. Ingo Althöfer,
Abiturientia 1980
Nicht jeder schafft es zu einem Wikipedia-Eintrag. Prof. Ingo Althöfer, Abiturientia 1980, hat es geschafft. Der Professor für Mathematik, Informatik und Spiele-Erfinder wurde 1961 in der Stadt Lage geboren, promovierte 1986 in Bielefeld und hat seit 1994 einen Lehrstuhl für Mathematische Optimierung an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Prof. Althöfer erinnert sich an eine junge Referendarin namens Fräulein Gött und an die politischen Witze von Bruno Jaschinski. Jaschinski musste Biologie unterrichten und ließ die Schüler Fische berühren, die sich schleimig anfühlten, erinnert sich Althöfer.

Indianerspiele mit Folgen
Am meisten beeindruckt schien Althöfer von seinem ehemaligen Mitschüler, Jochen Storbeck, der als Skipper auf dem Umweltbildungsschiff Petrine tätig ist, auf der Insel Hiddensee lebt und 1986 als Kandidat für die Grünen im Bundestag einzog. Storbeck schlug sich selber bei Indianerspielen einen 5kg schweren Stein auf den Kopf und ärgerte sich, dass nur ein Teil der Kopfwunde rasiert wurde.
Auch in lebhafter Erinnerung war ein Chemielehrer, der seine Tasche zur Klausur falsch gepackt hatte. Dessen Frau musste anreisen und die richtigen Unterlagen bringen, bevor die Schüler mit der Arbeit beginnen konnten.
Als einziger mit Musik als mündliches Prüfungsfach durfte Althöfer mit Direktor Osterhage nach Detmold zum Konzert fahren; später kam der ehemalige Direktor zu seiner Antrittsvorlesung nach Jena.

Die Schülervertreterinnen
Die Schülervertreterinnen Jule Kaufmann und Marie Imberg gaben einen Einblick in ihren Schul­alltag, der frühmorgendliche Kampf um das Badezimmer und die Suche nach dem Fahrradparkplatz. Beide Schülerinnen lobten das Dalton-Konzept und die Koffer mit iPads, die angeschafft wurden, hilfreiche Apps und Apple TV für den Unterricht. Für die Zukunft ist ein Hygienespender für die Mädchentoilette geplant.

Die Elternvertretung
Michael Vollmer hielt seine Ansprache kurz und knackig. Der Elternvertreter hat selber drei Kinder auf dem Gymnasium und freut sich über die engagierte Elternschaft. Vollmer sieht die Schule für die nächsten fünfzig Jahre gut gerüstet.

Ausklang
Im Anschluss gab es Sekt aus Flaschen (Piccolo), Kuchenverkauf des Abiturjahrgangs und eine Imbissbude auf dem Schulhof. Maren Bicker und Stefanie Heinze, Vorsitzende des Fördervereins, verkauften Lose für den Verein. Es gab ein freudiges Wiedersehen der Gäste, noch lange wurden Gespräche geführt und das gesellige Beisammensein genossen.